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Der heilige Bischof aus den Anden

von Konstantin Staebler

Die Zeit des ersten Lockdowns im März 2020 gab mir die Möglichkeit, ein Projekt anzufangen, das ich zwar nicht geplant hatte, das jedoch als Frucht einer langjährigen Beschäftigung mit dem Leben eines der wohl bedeutendsten katholischen Bischöfe des 19. Jahrhunderts ein logischer Schritt war. Es handelt sich bei diesem Projekt um die erste deutsche Autobiografie des heiligen Ezequiel Moreno y Díaz mit dem Titel „der heilige Bischof aus den Anden“.

Verständlicherweise werden sich nun viele Leser fragen, wieso sie von diesem Heiligen noch nie gehört haben, wenn er doch einer der bedeutendsten Bischöfe des vorvergangenen Jahrhunderts gewesen sein soll. Das liegt wohl daran, dass Msgr. Moreno schon zu Lebzeiten ein „unbequemer Bischof“ war, wie ihn der spanische Priester Juan María Iraburu in seiner Biografie bezeichnete. Unbequem für die Liberalen, unbequem aber auch für jene Katholiken, die damals mit dem liberalen Geist angesteckt waren und auch für die, die es heute sind. Doch für den glaubenstreuen Katholiken hat das Leben des Augustinerbischofs von Pasto in Kolumbien, dem Sohn der altkastilischen Kleinstadt Alfaro, etwas überaus Anziehendes an sich.

Geboren wurde Ezequiel Moreno y Díaz als Kind einfacher, aber frommer Eltern am 9. April 1848. Er folgte jung seinem Bruder Eustaquio ins Kloster der Augustiner-Rekollekten in Monteagudo, die sich besonders den Missionen auf den damals noch zu Spanien gehörenden Philippinen widmeten, wo Ezequiel auch seine heiligen Weihen vom Erzbischof von Manila erhielt. Nach erstem missionarischem Wirken auf Palawan im Jahr 1872 versah er verschiedene Seelsorgsposten im Umland von Manila und war Klosterprediger im Mutterhaus der philippinischen Ordensprovinz, bevor er nach Monteagudo zurückkehrte, um Rektor des dortigen Noviziats zu werden. Nach Ablauf seiner Amtszeit führte er 1888 eine Gruppe von Mitbrüdern an, die die in Verfall geratene südamerikanische Rekollektenprovinz in Kolumbien wieder beleben sollten. Bald wurde er zum Apostolischen Vikar von Casanare ernannt, einer weiten Savannenlandschaft, die nicht nur von vielen religiös vernachlässigten Katholiken, sondern auch von heidnischen Indianern bewohnt war, denen auch der apostolische Eifer des jungen Bischofs galt. So schrieb er in seinem ersten Hirtenbrief:

„Seid euch dessen bewusst, dass Wir auch zu den Ungläubigen in eurer Gegend gesandt sind. Die Ungläubigen! Die Wilden! Ja: Wir sind auch zu diesen unglücklichen Geschöpfen gesandt; denn die katholische Kirche ist dazu gegründet, durch ihre Diener das gesamte Universum zu erleuchten, ohne Ansehen besonderer Privilegien, ohne jegliche Bedingungen, ohne besondere Vorliebe, außer für die ärmsten und bedürftigsten.“

Mit dieser missionarischen Einstellung ermahnt Msgr. Moreno auch heute noch jene Katholiken, auch viele der Besseren, die die Glaubensverbreitung unter den Ungläubigen noch immer als etwas Nachrangiges und nicht als eine Wesensbetätigung der Kirche betrachten.

Der seeleneifrige Bischof, der besonders in der Hauptstadt Bogotá als Seelenführer bekannt war, empfiehl sich bald für noch größere Aufgaben, auch wenn er in seiner Demut vor diesen zurückschreckte. Er wurde 1898, weniger als zwei Jahre nach seiner Ernennung zum Apostolischen Vikar, zum Oberhirten von Pasto ernannt, einer der ältesten Städte Lateinamerikas in den südkolumbianischen Anden. Wegen der Frömmigkeit der Bevölkerung und den verschiedenen dort ansässigen Ordensgemeinschaften war sie bekannt als die „theologische Stadt“, doch das Glaubensleben war durch das Wühlen der Liberalen bedroht, die nicht nur ideologische, sondern auch militärische Unterstützung von der Revolutionsregierung der Liberalen aus dem direkt benachbarten Ecuador erhielten. So ist es verständlich, dass sich Msgr. Morenos Wirken besonders auch auf den weltanschaulichen Kampf mit dem Liberalismus erstreckt, der, so wurde er nie müde zu betonen, in allen seinen Graden von der Kirche verurteilt ist. Neben den Schmähungen der liberalen Blätter kam es auch zu einem versuchten Mordanschlag, doch bei dem Anblick des Heiligen sank der Attentäter auf die Knie und bat um Verzeihung.

Von seinen Diözesanen geliebt und den Liberalen gehasst, starb er fern seines Bistums im Noviziat in Monteagudo am 19. August 1906, nachdem er mit einem den Märtyrern gleichen Leidensmut eine schwere Krebserkrankung erduldet hatte, die ihn zwecks Behandlung zur Rückkehr nach Spanien gezwungen hatte.

Es ist nachvollziehbar, dass bei dem heute weit verbreiteten religiösen Indifferentismus auch unter Klerikern ein Heiliger nur anecken kann, der sich für Gottes Rechte und Gebote in der Gesellschaft einsetzt. So beschreibt Msgr. Moreno mit einem Zitat eines französischen Apologeten treffend den Typus des bei der Welt beliebten „Heiligen“, den er selbst nie verkörpert hat, war er doch ein wirklicher Heiliger:

 „Der Heilige, wie ihn sich heute die Welt vorstellt, muss eine liebliche Nächstenliebe haben, mit der er alles und jedermann und zu jeder Zeit segnet. Er ist gütig, wohlwollend und ekelhaft süß gegenüber dem Kranken und nachsichtig gegenüber der Krankheit. Wenn ihr ein solcher Heiliger sein wollt, wird die Welt euch lieben und sagen, dass ihr auf diese Weise dafür sorgt, dass das Christentum geliebt wird.“

 

Schriftnachlasses aus über einem dutzend Hirtenbriefen, die ihm auch als Theologen eine große Bedeutung verleihen. Mit der Erscheinung einer Auswahl dieser Hirtenbriefe, die für Sommer geplant ist, soll nun auch der deutschsprachigen Leserschaft dieser Fundus zugänglich gemacht werden. Die Biografie soll so durch die eigenen Worte und Lehren des heiligen Bischofs aus den Anden ergänzt werden. Der Anhang von „Der heilige Bischof aus den Anden“ enthält bereits die erste deutsche Übersetzung des wichtigen Rundschreibens „Entweder Katholizismus oder Liberalismus“.

Möge das Leben und Lehren des hl. Ezequiel vielen Katholiken, Laien wie Priestern, Vorbild in ihrem Glaubensleben sein.

Der heilige Bischof aus den Anden“ umfasst 196 Seiten und ist bei Books on Demand erschienen.

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